Oberliga: BC Gelnhausen – MTV Kronberg II 76:75 (42:46) / Remiorz trifft den Gamewinner
Von Hagen Schneider
Basketball. Das war mal ein Sinnbild für ein zerfahrenes Match und im Speziellen ein zerfahrenes Schlussviertel: Der BC Gelnhausen hat gestern Abend im heimischen „Wohnzimmer“ Herzbachhalle, in die man dank einer Ausnahmegenehmigung ausweichen durfte, sein Oberliga-Heimspiel knapp mit 76:75 (42:46) gegen den Tabellenvorletzten MTV Kronberg II gewonnen und den zweiten Tabellenplatz verteidigt. Die Schiedsrichter waren vor allem im Schlussabschnitt gefühlt länger mit Diskussionen und Korrekturen am Anschreibetisch beschäftigt als mit der eigentlichen Spielleitung. Am Ende hatte der BCG ganz knapp die Nase vorn, Fabio Remiorz hatte den entscheidenden Dreier getroffen.
BCG-Coach Sven Blendin war nach dem Spiel mit Ergebnis und Kampfgeist, aber nicht zwingend mit der Leistung seiner Schützlinge zufrieden: „Der Gameplan wurde heute nicht so umgesetzt, wie ich mir das vorgestellt habe. Ein Schritt nach vorne war das heute also sicher nicht, wir haben vor allem am Anfang offensiv viel zu viel zugelassen“, so der Gelnhäuser Coach.
In der Tat waren die blutjungen Gäste vom Start weg gut in der Partie und nach acht Minuten mit 18:13 vorne. Der BCG dagegen mit schwacher Quote, aber mit einem absoluten Highlight zum Ende des Spielabschnitts, als David Schrimpf einen irren Buzzer Beater unter dem eigenen Korb stehend zum 21:23 aus Gelnhäuser Sicht versenkte.
So ging es mit einem dicken Grinsen auf den BCG-Backen in die erste Pause, das Publikum wurde erstmals richtig laut. In Viertel zwei die erste Gelnhäuser Führung, als Fabio Remiorz den ersten seiner insgesamt vier Dreier traf (24:23). Das Momentum dieser Phase konnte Gelnhausen aber nicht nutzen, die Gäste konterten ihrerseits mit drei Dreiern und zogen auf 35:25 davon, zur Halbzeit führte die Kronberger Reserve mit 46:42.
Auch nach dem Pausengetränk taten sich die Gelnhäuser schwer, lediglich Remiorz und Louis Geimer hatten ein halbwegs heißes Händchen, während BCG-Topscorer Jonas Müller (lediglich sieben Punkte) komplett abgemeldet war. „Das war eine bemerkenswerte Defense von Kronberg, sie haben eigentlich mit einer Zonenverteidigung gespielt, aber Mann-gegen-Mann gegen unsere besten Spieler verteidigt“, so Coach Blendin. Damit hatten die Gastgeber, die nicht so richtig die „alte“ Herzbachhallenmagie entwickeln konnten, durchgehend Probleme. Vor allem Müller verzweifelte mehr und mehr, weil er einfach nicht zu seinem Spiel fand. Und hatte er mal die Chance auf einfache Punkte, vergab er sie (symptomatisch zwei „Fahrkarten“ von der Freiwurflinie Ende des Abschnitts).
Mit einer 61:58-Führung für die Gäste ging es in das Schlussviertel, das dominiert wurde von Dauerdiskussionen mit den Schiedsrichtern. Sowohl der Kronberger Trainer als auch Blendin waren in ständigem Austausch mit den Unparteiischen, das Basketballspiel rückte fast schon in den Hintergrund. Kronberg zog auf 66:58 davon, doch ein Remiorz-Dreier und ein Geimer-Dreier führten zum 66:66-Ausgleich. Nach einem Schrimpf-Dreier stand es in dem nun hochgradig spannenden Vergleich 69:69, ehe Jonas Müller seinem Team einen Bärendienst erwies, als er nach einem vermeintlichen Offensivfoul gegen sich einfach nicht aufhörte, mit der Schiedsrichterin zu diskutieren, die ihm dann sein zweites technisches Foul reindrückte und Müller in die Kabine schickte. Görkem Cevik war mächtig sauer auf seinen Teamkollegen und brüllte Müller noch „Das musste doch jetzt nicht sein“ hinterher.
Doch der BCG kämpfte um den Sieg, auch ohne Müller. Julian Ottos Layup brachte Gelnhausen auf 73:75 heran, anschließend brachte Fabio Remiorz mit einem Dreier zum 76:75 die Halle zum Kochen. 28 Sekunden waren noch auf der Uhr, nach weiteren ellenlangen Diskussionen mit den Unparteiischen bekam Kronberg nochmal den Ball, doch die Hausherren verteidigten den letzten Layup-Versuch des MTV exzellent und feierten einen „dreckigen Sieg“ zu Hause.
Gut gespielt haben die Gelnhäuser nicht, dass die BCG-Darbietung alles andere als ein Leckerbissen war, musste auch Coach Blendin einräumen. „Was mir aber gut gefallen hat, war die Reaktion der Mannschaft. Damit meine ich nicht nur die Reaktion auf den Rückstand, sondern auch, wie sie die meiste Zeit mit den doch mitunter sehr kreativen Schiedsrichterentscheidungen umgegangen ist. Leider war das Fass irgendwann doch übergelaufen, da hätte ich mir mehr Coolness gewünscht. Am Ende war Julian Otto zusammen mit Fabio Remiorz eine Art Matchwinner“, freute sich Blendin. „Und glücklicherweise hat Louis Geimer heute sein Shooting wiedergefunden. Zum Ende hin hätten wir das Spiel aber auch verlieren können.“
Zum Müller-Ausschluss äußerte sich Blendin auch: „Bei Jonas war die Hinausstellung leider berechtigt, das war eine Unbeherrschtheit. Das Positive daran: Unsere Weihnachtsfeier ist gesichert, zumindest in finanzieller Hinsicht. Ich hoffe, er verdient genug bei der Polizei.“
Statistik
BC Gelnhausen: Müller (7), Pillot (3), Remiorz (13), G. Cevik (9), K. Cevik (2), Geimer (18), Meybier (4), Batista, Otto (6), Stevanovic (6), Schrimpf (8).