Vor dem Saisonstart in der 2. Regionalliga: Blendin-Truppe muss neue Herausforderungen meistern

Von Hagen Schneider

Basketball. Im Land des neuen und amtierenden Basketball-Weltmeisters geht es am kommenden Wochenende auch in den Regionalligen wieder los. Bedeutet:_Auch für den BC_Gelnhausen wird es nach langer Pause wieder ernst, das heimische Basketball-Aushängeschild geht in seine zweite Saison in der 2._Regionalliga Südwest-Nord nach dem Aufstieg. Die vergangene Runde schloss man mit einer ausgeglichenen Bilanz ab; Ziel ist es, diese Ausbeute der starken Premierensaison erneut einzufahren. Ob dies gelingt? Oft sei das zweite Jahr nach einem Aufstieg das schwerere, wie BCG-Coach Sven Blendin meint. Fakt ist: Die Gelnhäuser werden künftig ohne die beiden erfahrenen Führungsspieler Jonas Düring und Dennis Köchling auskommen müssen. Zudem wurde man aus dem „Wohnzimmer“ Herzbachhalle vertrieben, künftig spielt der BCG in der Grimmelshausen-Halle.

Die Abgänge

Vereinsikone und Spielmacher Jonas Düring sowie der bullige und wurfstarke Dennis Köchling, beide seit rund anderthalb Jahrzehnten Leistungsträger und prägende Figuren der Gelnhäuser, spielen künftig nur noch für die zweite Mannschaft des BCG. Center und Rekonvaleszent Jan Bewersdorf wird Gelnhausen wegen seiner schweren Knieverletzung wohl das ganze Spieljahr nicht zur Verfügung stehen. „Wenn überhaupt, dann wird er erst ganz am Ende der Runde nochmal zum Einsatz kommen“, hat Coach Blendin noch ein wenig Resthoffnung. „Aber bei ihm steht die Genesung klar im Vordergrund. Und das braucht Zeit.“ Zudem wechselte Eric Kytka im Sommer studienbedingt zum MTV_Gießen.

Die Zugänge

Mit Rückkehrer Oliver Babitsch steht dem BCG künftig ein weiterer Forward zur Verfügung. Der 25-Jährige, zuletzt für die TG_Hanau aktiv, war vor einigen Jahren schon einmal kurzzeitig beim BCG. 

Ebenfalls von der TG_Hanau kommt mit Mateja Stevanovic ein großes Talent. Der 17-Jährige wird wie schon in der vergangenen Saison weiterhin parallel für die Hanauer Jugend in der NBBL (Nachwuchsbundesliga) spielen. „Ein extrem talentierter Flügelspieler, technisch sehr beschlagen, aber mit 17 Jahren noch ziemlich unerfahren im Männerbasketball“, charakterisiert Blendin den gebürtigen Serben, der vor circa vier Jahren nach Deutschland kam. „Sein kleiner Bruder spielt mit meinem Sohn in einer Mannschaft bei uns, so kam auch der Kontakt zu ihm und seinen Eltern zustande“, erklärt Blendin. Stevanovic war in der letzten Saison Teil des Hanauer Teams, das sensationell deutscher U_18-Pokalsieger wurde. „Leider hat er sich im Sommer beide Handgelenke gebrochen. Wir führen ihn also langsam heran, er trainiert erst seit wenigen Wochen wieder“, informiert der Gelnhäuser Coach. „Er wird trotzdem schnell Fuß bei uns fassen, auch wenn er noch etwas Zeit braucht, um wieder in Topform zu kommen“, ist sich Blendin sicher.

Mit Jakob Meybier ergänzt ein Eigengewächs den Kader, er soll künftig noch mehr reinschnuppern bei der BCG-Ersten und habe sich dies durch gute Trainingsleistungen verdient.

Die neuen Herausforderungen

Für den BCG ist es Jahr eins nach Jonas Düring. Der langjährige Spielmacher wurde am Ende der vergangenen Saison gebührend und emotional verabschiedet. Nun müssen Akteure wie Fabio Remiorz, Freddy Fehl und Görkem Cevik (noch) mehr Verantwortung im Spielaufbau übernehmen. Wer Coach Blendin kennt, weiß, dass er auch diese neue Herausforderung wieder als Chance begreift:_„Es ist für mich als Trainer auch neu, erstmals einen Kader ohne Jonas Düring zu trainieren. Das ist schon eine riesige Veränderung, auch wenn er dem Verein ja trotzdem erhalten bleibt. Auch Dennis Köchling war wichtig mit seiner Erfahrung und seinen Shooterqualitäten. Aber bei uns gilt schon immer:_Wenn ein Pfeiler wegbricht, müssen andere das Gewicht tragen.“ Auf und neben dem Court. Mit Remiorz, Fehl und Cevik wird es auf der Aufbauposition zwar deutlich jünger, allerdings sind die genannten Akteure keineswegs unerfahren. Alle haben schon in der Vergangenheit bewiesen, dass sie das Zeug haben, um in der Regionalliga eine gute Rolle zu spielen.

Das gilt erst recht für die beiden BCG-Top-scorer Jonas Müller und Griffin Bauer. „Wir haben genug Führungsspieler im Team und dazu noch genug Leute, die in eine solche Rolle hineinwachsen können“, ist sich Blendin sicher. „Wir müssen den Abgang der Leistungsträger mit internem Wachstum kompensieren, so wie das in der Vergangenheit auch immer der Fall war in Gelnhausen. Der Kader ist jetzt natürlich deutlich jünger als vorher, Jan Dammann ist mit seinen 26 Jahren der Veteran im Team. Wir sind also jünger und noch hungriger als letzte Saison. Dadurch wird es vielleicht auch ein bisschen wilder.“

Die Zielsetzung

Wenn Coach Blendin eine Überschrift für die kommende Runde wählen müsste, würde er „Konsolidierung“ auswählen, wie er meint. „Das zweite Jahr nach einem Aufstieg ist oft das schwerere. Diese Bauernweisheit hat sich schon oft bewahrheitet“, so der Gelnhäuser Übungsleiter, der bereits in sein 15._Jahr an der Seitenlinie geht. „Ich gehe mit einer Mischung aus Realismus und Optimismus in die Saison. Letztes Jahr hatten wir am Ende eine ausgeglichene Bilanz, das sehe ich wieder als realistisches Ziel. Wenn man optimistischer an die Sache herangeht, ist vielleicht auch mehr drin. Dann müssen wir aber von Verletzungspech verschont bleiben und die Leistungsträger müssen am oberen Limit performen. Falls wir dagegen im Laufe der Runde viele Verletzungsprobleme haben, muss man die Zielsetzung vielleicht auch nach unten korrigieren.“

Der Spielstil

Auch in der kommenden Saison dürfen sich die BCG-Fans auf schnellen Tempobasketball freuen. „In der grundsätzlichen Herangehensweise wird es keine Veränderungen geben“, kündigt Coach Blendin an. „Der Spielstil bleibt gleich, das ist einfach unsere Identität, quasi die BCG-DNA.“ Heißt: Weiter hohes Tempo, schnelle und viele Abschlüsse kreieren, im Optimalfall den Gegner überrennen. „Wir haben drei Überschriften für die neue Saison formuliert:_Pace, Space und Movement. Neben dem hohen Tempo wird also auch wichtig sein, dass wir eine gute Raumaufteilung auf dem Court haben. Um unsere Stärken von der Dreierlinie auszuspielen und so gleichzeitig mehr Platz unter dem Korb zu schaffen durch das Auseinanderziehen der gegnerischen Defense. Ziel ist es, alle Spieler bestmöglich einzubinden. Es soll keine One-Man-Show geben, die Verantwortung soll auf möglichst viele Schultern verteilt werden.“_Es bleibt aber dabei: Wer am Spieltag das heißeste Händchen hat, für den gilt „Feuer frei“. So sind Spieler wie Jonas Müller und Griffin Bauer mit ihrer individuellen Klasse schon durchaus mal in der Lage, ein Spiel praktisch im Alleingang zu entscheiden. Auch wenn der Spielstil des BCG darauf nicht ausgerichtet ist.

Die neue Spielstätte

Eine weitere gravierende Veränderung für das Team, den Verein und vor allem auch für die vielen treuen BCG-Fans, die in der Vergangenheit in engen Heimspielen oft das Zünglein an der Waage waren: Künftig wird man nicht mehr in der heimischen Herzbachhalle spielen dürfen, da sich die Statuten der Regionalliga geändert haben und das Spielfeld im „Herzbachdome“ nun zu kurz ist. Die Heimspiele werden daher sonntags um 18 Uhr in der Grimmelshausen-Halle ausgetragen. 

Ein Nachteil, dass man nun nicht mehr im engen und lauten „Wohnzimmer“ spielen darf?_„Es ist auf jeden Fall eine Umstellung“, so Blendin. „Aber wir haben auch schon früher Spiele in der Grimmelshausen-Halle gewonnen. Für den Verein ist der Umzug in jedem Fall unbequem, mal ganz abgesehen von sportlichen Auswirkungen. Es ist ein hohes Maß an Logistik erforderlich, es gibt keinen Verkaufsbereich in der Grimmelshausen-Halle, keine Küche. Der Organisationsaufwand für die Heimspiele ist also schon wesentlich größer.“

Dank an VGG Gelnhausen

Zudem bestehe in sportlicher Hinsicht schon die Gefahr, dass das spezielle Heimspielfeeling etwas abhanden kommen könnte. Um dem vorzubeugen, haben die Gelnhäuser zumindest einmal pro Woche die Gelegenheit, in der Grimmelshausen-Halle zu trainieren. „An dieser Stelle ein Dankeschön an die Volleyballerinnen der VGG_Gelnhausen, die uns da entgegen gekommen sind“, so Blendin. „Man kann es nicht ändern, wir versuchen jetzt einfach mal, dem Wechsel der Heimspielstätte etwas Positives abzugewinnen. Immerhin wird es jetzt noch mehr Platz für die Zuschauer geben.“ Angesichts des anhaltenden Booms im Verein sicher nicht schlecht. „Wir hatten schon bei unserem Vorbereitungsturnier, wo es ja praktisch um nichts ging, mehr als 100 Zuschauer in der Halle.“

Die Ligafavoriten

Einen klaren Favoriten auf den Titel, wie im Vorjahr Makkabi Frankfurt, sieht Sven Blendin nicht. „Wie jedes Jahr ist das Bild über die Kader der Gegner vor dem Saisonstart ziemlich unfertig. Ich rechne damit, dass es in der Liga ähnlich eng zugehen wird wie in der letzten Saison. Vielleicht sogar noch enger.“ Der Vorjahreszweite TV_Langen II werde sicherlich wieder oben mitspielen, dazu kommen die Absteiger aus der 1. Regionalliga, „der Rest ist schwierig einzuschätzen, da sind viele Wundertüten dabei. Unser Vorbereitungsturnier war sicher schon ein guter Indikator für den Saisonverlauf, auch da konnte jeder jeden schlagen“. Los geht es für den BCG mit einem Heimspie

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